Geschichte

Ein Relikt längst vergangener Tage …

Der historische Wert der zwischen Maselheim und Sulmingen gelegenen Heggbacher Klostermühle ergibt sich im Wesentlichen aus der architektonischen Geschlossenheit von Mahlmühle, Sägemühle und dem früheren Brunnenhaus. Diese noch erhaltene Geschlossenheit mehrerer klösterlicher Nutzbauten und ihres Kanals ist im süddeutschen Raum nahezu einzigartig. Das gesamte Ensemble steht heute unter Kulturdenkmalschutz.

Für die rasante Verbreitung und Weiterentwicklung der Wassermühlen waren seinerzeit im Wesentlichen die Nonnen und Mönche der damaligen Klöster verantwortlich. Von je her mussten sie sich selbst versorgen, gleichzeitig schrieben die Ordensregeln feste Zeiten für die körperliche Arbeit wie für die geistigen Beschäftigungen vor. Mit dem Betrieb einer Wassermühle konnte die bis dahin zeitraubende Beschäftigung des Mahlens auf ein Minimum reduziert werden. Gleichzeitig bot der Betrieb von Mühlen eine nicht unerhebliche Einnahmequelle für die Klöster. Nach der Regel des heiligen Benediktus musste jedes Kloster eine abgeschlossene Wirtschaftseinheit bilden und demnach auch eine Mühle haben. Gleiches schrieben auch die Zisterzienser ihren Klöstern vor.

Bereits um 1300 waren fast alle 500 Klöster dieses Ordens mit Wassermühlen ausgestattet. In manchen Klöstern gab es gleich mehrere Mühlen (Mahl-, Säge-. Walk-, Stampf-, Hammermühlen, etc.). Auch die Heggbacher Mühle ist nur eine von mehreren Mühlen des damaligen Klosters, die seinerzeit nur wenige hundert Meter voneinander entfernt die Wasserkraft der Dürnach nutzten. Die Erschließung des Standortes der heutigen Heggbacher Mühle dürfte um 1550 erfolgt sein. Neben dem Bau einer Mahlmühle war hier von Beginn an auch eine so genannte Wasserkunst geplant, um die die ganzjährige Trinkwasserversorgung des oberhalb gelegenen Klosters sicher zu stellen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1682 infolge des hohen Bedarfs an Bauholz die Mühle um eine Sägemühle erweitert. Typischerweise stand auch diese Sägemühle außerhalb einer geschlossenen Ortschaft, da von der beim Sägevorgang entstehenden Reibungshitze eine stete Brandgefahr ausging. Das heutige denkmalgeschützte Ensemble verdanken wir einer Brandkatastrophe im Jahre 1744, der die Mühle zum Opfer fiel.

Mit ihr wieder aufgebaut wurde auch das Wasserpumpwerk der klösterlichen Eigenwasserversorgung. Dieses Pumpwerk wurde im 19. Jahrhundert in den Keller der Mühle integriert. Das ehemalige Brunnenhaus selbst wird heute als Garage genutzt. Wie fortschrittlich das Kloster Heggbach in punkto Trinkwassergewinnung war, zeigt der Widerstand der Maselheimer Bevölkerung gegenüber allen Vorstößen der staatlichen Gesundheitsbehörden, die vielen privaten Brunnen aufzugeben. Erst 1950 konnte in Maselheim eine örtliche Wasserversorgung gebaut werden und selbst da noch wurde über viele weitere Jahre der Westteil des Dorfes aus einer privaten Wasserversorgung beliefert. Die Mahlmühle wurde in den 1960er Jahren generalüberholt, jedoch nicht wesentlich technisch modernisiert.

Rad an der Mühle
Rad an der Mühle

Angeblich sei sie noch einen Tag lang gelaufen, bevor das Kloster sie stilllegte. Hintergrund für die Stilllegung waren die neuen Mühlengesetze. Bereits 1955 wurde als erster staatlicher Schritt die Neuerrichtung von Mühlen gesetzlich verboten. Ab 1957 erhielten Müller und Mühlenbesitzer eine staatliche Prämie unter der Auflage, dreißig Jahre lang die stillgelegte Mühle nicht mehr zu betreiben. Die Entschädigung richtete sich nach der Kapazität, der technischen Einrichtung und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Mit dieser Entschädigung sollte die Möglichkeit geschaffen werden, andere Erwerbsmöglichkeiten aufzubauen, wie etwa die Vergrößerung der Landwirtschaft, die Errichtung eines Gaststätten- oder Hotelbetriebs und Ähnliches. Bis zum Oktober 1960 mussten sämtliche eingebauten Müllereimaschinen und Vorrichtungen ausgebaut werden, mit Ausnahme vorhandener Turbinen.

Das Haus diente daraufhin als Wohnung des Verwalters von den Heggbacher Einrichtungen. Im Winter nach dessen Auszug erlitt das Wohngebäude einen Wasserrohrbruch und dadurch einen ziemlichen materiellen Schaden.

Im Jahr 2009 erweckte die Leitung der Stiftung St. Elisabeth die Mühle zusammen mit uns, der Familie Borner, aus ihrem Dornröschenschlaf und gab uns die Möglichkeit, in die vorhandenen Räume eine Gastwirtschaft zu integrieren. Unser Ziel ist es die Mühle und ihre Bausubstanz so zu erhalten wie sie schon seit Jahren besteht und künftigen Generationen ein Juwel der oberschwäbischen Landschaft zu erhalten.